Das Orchideenhaus by Lucinda Riley

Das Orchideenhaus by Lucinda Riley

Autor:Lucinda Riley
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2011-05-29T22:00:00+00:00


Einige Tage später brachte Kit, bevor er sich morgens mit dem Verwalter der Farm traf, Julia eine Tasse Tee ans Bett und setzte sich zu ihr.

»Ich muss gleich los«, sagte er, beugte sich über sie und küsste sie. »Du wirkst müde. Alles in Ordnung?«

»Ja«, log sie. »Ich wünsche dir eine erfolgreiche Besprechung. «

»Danke.« Kit stand vom Bett auf. »Übrigens habe ich einem Freund erlaubt, in unserem Bach zu angeln. Er will uns am Nachmittag ein paar Forellen fürs Abendessen bringen.«

»Forelle hab ich noch nie zubereitet. Wie macht man die?«, fragte Julia.

»Ich zeig dir später, wie man sie ausnimmt«, antwortete er, bereits auf dem Weg zur Tür. »Ach, fast hätte ich’s vergessen: Für den Fall, dass ich bis dahin noch nicht zurück bin – heute Morgen um elf kommt jemand, der den Flügel stimmt. Ich bezweifle, dass er seit damals, als du mir etwas darauf vorgespielt hast, je wieder benutzt wurde. Weil es sich um ein wertvolles Stück handelt, möchte ich ihn auf Vordermann bringen lassen. Bis später.« Er warf ihr eine Kusshand zu und verschwand.

Pünktlich um elf Uhr klingelte es an der Haustür, und Julia ließ den Klavierstimmer herein.

»Danke, Madam«, sagte der alte Mann. »Würden Sie mir zeigen, wo der Flügel steht? Das letzte Mal war ich vor über fünfundfünfzig Jahren mit meinem Vater hier, der ihn für Lady Olivia gestimmt hat, bevor Lord Harry aus dem Krieg zurückgekommen ist.«

Julia musterte ihn erstaunt. »Wie die Zeit vergeht … Hier lang, bitte.« Sie führte ihn zum Salon, legte die Hand auf die Messingklinke und begann sofort zu zittern.

»Lassen Sie mich machen, Madam.«

»Danke. Meine Glieder sind im Moment ein bisschen … steif«, erklärte sie verlegen, als der Klavierstimmer die Klinke ohne Mühe herunterdrückte.

Julia blieb keine andere Wahl, als mit ihm einzutreten. Von der Tür aus beobachtete sie, wie er zum Flügel ging und die Schutzhülle abnahm.

»Schönes Instrument«, bemerkte er voller Bewunderung. »Mein Vater sagte immer, dieser Flügel hätte den reinsten Klang, den er je bei einem Klavier gehört hat. Und er kannte sich aus, das können Sie mir glauben.« Er schmunzelte. »Tja, dann.« Er klappte den Deckel auf, betrachtete die vergilbten Tasten und legte vorsichtig die Finger darauf.

Dann spielte er ein schnelles Arpeggio, seufzte und schüttelte den Kopf. »O je, das klingt übel.« Er wandte sich Julia zu. »Es wird eine Weile dauern, aber ich kriege das schon hin, Madam, keine Sorge.«

»Danke.«

Der Klavierstimmer beugte sich über seine Werkzeugtasche. »Von meinem Vater weiß ich auch, dass Lord Harry nie wieder Klavier gespielt hat, als er nach Hause kam. Wie traurig …«

»Tatsächlich? Er soll ein ausgezeichneter Pianist gewesen sein.«

»Ja, aber aus irgendeinem Grund…«, der Klavierstimmer fing an, die ersten Takte einer Sonate von Liszt zu spielen, »… hat er sich nicht mehr an das Instrument gesetzt. Vielleicht ist ihm im Krieg etwas Schreckliches widerfahren. Schade um sein Talent.«

»Ich lasse Sie dann mal allein«, sagte Julia unvermittelt. »Schicken Sie die Rechnung bitte an Lord Crawford.« Mit diesen Worten kehrte sie dem Salon den Rücken.



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